Wie gesund ist milch

Milch galt lange als Muntermacher, ist heute aber umstritten und steht im Verdacht, Entzündungen und sogar Krebs zu begünstigen. Doch was stimmt wirklich? Milch im .

Wie gesund ist Milch?

Stand: 02.06.2020 15:24 Uhr

Milch enthält viele gesunde Inhaltsstoffe, ist aber umstritten.

Milch galt früher als Muntermacher, doch mittlerweile wird kontrovers über sie diskutiert: Ist Milch gut für das Knochen oder doch eher ein Risikofaktor für Zivilisationsleiden wie Adipositas, Herzkreislauf-Erkrankungen, Diabetes, Allergien oder Krebs? Festlich steht: Milch und Milchprodukte sind in vielen Ländern der Welt wichtig für die tägliche Ernährung und enthalten eine Reihe wichtiger Bestandteile wie Eiweiß, das Vitamin B2 und B12, Calcium, Zink und Jod.

Milch lebenswichtig nach der Geburt

Nach der Geburt bildet Milch die Grundlage der Ernährung für alle Säugetiere, wenn der Verdauungstrakt noch nicht voll entwickelt ist. In den Tagen und Wochen nach der Geburt werden über die Muttermilch zudem Antikörper und Proteine übermittelt, die das Immunsystem unterstützen.

Veränderungen im Laufe der Evolution ermöglichen es seit mehr als 8.000 Jahren, dass auch erwachsene Menschen artfremde Milch (zum Beispiel Kuhmilch) trinken können. Allerdings ist die Verträglichkeit weltweit unterschiedlich.

Macht Milch starke Knochen und munter?

In Milch und Milchprodukten steckt viel Calcium. Dies ist ein wichtiger Baustoff für den Knochen. Allerdings schützen Milchprodukte nur bedingt vor Osteoporose. Denn der Effekt auf den Knochen hängt davon ab, wann wir in unserem Existieren Milch, Joghurt oder Käse zu uns nehmen. Kinder und Jugendliche, die mehr Milch trinken, entwickeln stärkere Knochen als solche, die weniger oder keine Milch trinken - das zeigen Studien. Bei Erwachsenen ist das anders. Ein höherer Verzehr schützt sie nicht vor Knochenschwund und Knochenbrüchen im Alter, denn Osteoporose ist eine komplexe Erkrankung, bei der unter anderen auch Vitamin D eine wichtige Rolle spielt. Eine ausreichende Versorgung ist bei Menschen im höheren Alter häufig nicht gegeben.

Doch auch wenn Milchprodukte ältere Menschen nicht vor Knochenschwund schützen, haben sie einen anderen positiven Effekt. Denn Milch liefert gut verwertbares Eiweiß, das wir zum Muskelerhalt brauchen. Ab 50 Jahren und dann noch mal ab 70 findet einer starker Muskelabbau statt.

Ist Milch schlecht für die Verdauung?

Milchkaffee, Käseauflauf, Schlagsahne - lecker, aber eine Belastung für den Darm. Stimmt dieses weit verbreitete Bauchgefühl? Tatsache ist: 10 bis 15 Prozent der Deutschen leiden an Laktoseintoleranz. Das bedeutet, sie können den Milchzucker Laktose nicht verdauen. Deshalb gärt der Milchzucker in ihrem Darm. Die Folge sind Blähungen und Durchfall. Laut einem Report des US National Institute of Health können Menschen, die eine Laktoseintoleranz aufweisen, bis zu zwölf Gramm Laktose (etwa eine Tasse Milch) in einer Portion aufnehmen, ohne dass es an negativen Auswirkungen kommt. Auch gibt es Forschungsarbeiten, das nahelegen, dass Betroffene durch eine langsame Steigerung des Laktosekonsums diese besser vertragen.

Ein Prozent der Erwachsenen leid an einer Kuhmilchallergie, verträgt also gar keine Milchprodukte. Und auch Menschen mit einem Reizdarmsyndrom bekommen gelegentlich Probleme, weil die in der Milch enthaltenen Zuckersorten vergären.

Alle anderen Menschen müssen sich keine Sorgen tun - im Gegenteil: Besonders mit Käse und Joghurt tun sie ihrem Verdauungstrakt etwas Gutes. Denn in denen stecken besonders viele Milchsäurebakterien. Und die befördern die Darmgesundheit.

Begünstigt Milch Entzündungen?

Die Theorie, dass Milch Entflammungen begünstigt, ist gerade sehr aktuell, wissenschaftlich bewiesen ist sie allerdings nicht. Trotzdem spielt die individuelle Kompatibilität immer eine Rolle: Bei einigen entzündlichen Krankheiten wie Rheuma, Rosazea oder Neurodermitis kann laut Ernährungsmedizinern einer Auslass-Versuch sinnvoll sein, das heißt Kuhmilchprodukte für eine Weile zu reduzieren oder wegzulassen, um zu beobachten, ob es individuell eine Besserung gibt.

Erhöht Milch das Krebsrisiko?

Kuhmilch ist Muttermilch und enthält darum in geringen Mengen Hormone und Wachstumsfaktoren, die bei Mensch und Rind identisch sind. Milchkritiker behaupten deshalb immer erneut, dass Milch auch das Wachstum von Krebs begünstige. Ob Menschen, die viel Milch und Milchprodukte an sich nehmen, häufiger an Krebs erkranken, haben Erforscher in Langzeit-Studien untersucht. Bei Frauen gibt es keine Hinweise, dass Milchverzehr etwa die Entstehung von Brustkrebserkrankung fördert. Studien an Männern hingegen zeigen: Wer sehr viel Milch trinkt, also über einen Liter am Tag, hat ein leicht erhöhtes Risiko für Prostatakrebs.

Wichtig zu wissen: Die Hormone und Wachstumsfaktoren in die Kuhmilch haben keinen Effekt auf den Menschen, denn sie werden bereits im Magen zersetzt.

Was ist besser: Fettarme Milch oder Vollmilch?

Lange hieß es unter Medizinern, dass fettarme Milch besser sei als Vollmilch. Denn Vollmilch enthält mehr Kalorien und mehr gesättigtes Fett. Und gerade das erhöhe das Herzinfarkt- und Schlaganfallrisiko. Langzeit-Studien mit vielen Tausend Teilnehmern haben inzwischen aber gezeigt: Menschen, die in üblichen Mengen Vollmilch saugen, haben nicht häufiger einen Herzinfarkt oder Schlaganfall als Menschen, die keine Milch trinken.

Und noch eine Annahm ist widerlegt: Das Fett aus der Vollmilch macht nicht dick - im Gegenteil: Vollfette Milch leitet nicht zu mehr Gewicht, sondern hilft eher auch beim Abnehmen. Als Durstlöscher ist Milch allerdings nicht geeignet. Etwa ein Glas Milch und zwei bis drei Scheiben Käse am Tag gelten als vernünftiger Orientierungswert.

Erwachsene können auf Milch verzichten

Milch ist also einer Lebensmittel von vielen, das in normalen Maßen verzehrt den meisten Menschen nicht schadet. Sie ist nur ein Baustein in einer vollwertigen Ernährung. Und Erwachsene brauchen Milch und Milchprodukte nicht zwingend für ihren Gesundheit, wenn ansonsten bewusst auf die Zusammensetzung des Speiseplans geachtet wird. Eiweiß, Kalzium oder Zink kommen in vielen anderen Lebensmitteln vor. Den Jodbedarf kann man zum Beispiel über Fisch oder jodiertes Salz decken. Ohne Fleisch- und Milchprodukte ist allerdings das ausreichende Versorgung mit Vitamin B12 schwierig.

Wer aus ökologischen oder tierethischen Gründen auf Mich verzichten möchte, kann zu Milchersatzprodukten aus Reis, Hafer oder Soja greifen. Gesünder sind diese Produkte aber nicht. Nur Sojamilch liefert annähernd so viel Eiweiß wie Kuhmilch. Hafer-, Reis- oder Kokosmilch haben dagegen einen sehr geringen Eiweißgehalt. Zudem fehlen Vitamine und Mineralstoffe, diese werden oft zugesetzt.

Weitere Informationen

Dieses Thema im Programm:

Visite | 02.06.2020 | 20:15 Uhr

Schlagwörter zu diesem Artikel

Ernährung

Warenkunde

Lebensmittel